Ein ganz herzliches "Hola" aus Arequipa, ich weiß, dass dieser Eintrag etwas auf sich warten ließ. Die Verspätung tut mich ehrlich sehr Leid, gerade weil nach dem letzten Eintrag so viele positive Reaktionen bei mir eingegangen sind. Doch zu meiner Verteidigung kässt sich vorbringen, dass die vergangenen zwei Wochen ganz im Zeichen der Vorbereitungen für das "Aniversario" der Cuna standen. Das ist ein großer Festtag für alle Kinder und Angestellten der Cuna. Deshalb gab es im Vorfeld auch sehr viel zu organisieren, einzustudieren und zu üben, denn gerade die Kinder sollten allen Gästen Tänze präsentieren können. Es war ein ziemlicher Aufwand den Kindern die Tänze einzubläuen und es hat einiges an Zeit und Geduld gefordert. Gerade bei den Kleinsten ( 2- jährigen) brauchte es viele Wiederholungen und vor allem helfende Hände bis zu erkennen war, dass es sich um einen Tanz handelte. Das Aniversario hängt mit dem Namensgeber der Cuna zusammen: San Daniel Comboni. Da sein Festtag am letzten Freitag, dem 10. Oktober war, hat die Cuna am vergangenen Sonntag ihr Aniversario gefeiert. Früh am Morgen wurde der Tag begonnen mit einer Messe. Da so viele Kinder in dem Gottesdienst waren, hatte die Messe eine besondere Lebendigkeit und Ausstrahlung. Am Ende des Gottesdienstes wurde mit einer heilgen Statue des Daniel Comboni ein kleiner Umzug vor der Kirche gemacht. Dabie wurde sehr inbrünstig, wenn auch nicht immer textsicher die Comboni-Hymne gesungen. Danach hat sich die gesamte Festgesellschaft auf dem kleinen Sportplatz neben der Cuna begeben um zu feiern. Zuerst wurde die Hymne Perus gesungen und darauf die Hymne Arequipas. Vier meiner 5-jährigen sind mit weißen Handschuhen, der Hand auf der Brust und der perunanischen Flagge in der Hand dazu marschiert. An dieses Szenario kann ich mich immer noch nicht so ganz gewöhnen, obwohl ich diesem Ritual regelmäßig Montags in der Cuna beiwohnen kann. Aber das solch eine Aufmerksamkeit und Ehre dem Vaterland und der Heimatstadt zugesprochen wird, kommt mir immer noch etwas befremdlich vor. Danach begann die eigentliche Arbeit für uns Cuna-Mitarbeiter. Die einen verkauften Getränke, Esswahren und süße Leckereien ( wobei ich etwas "Pech" hatte, da meine Götterspeise in einem unbeobachteten Moment von einer meiner 5-jährigen geklaut und dann genüsslich verspeist wurde ;)), während die anderen dafür sorgten, dass sie Kinder rechtzeitig umgezogen zu ihren Tanzauftritten erschienen. Das ist ja schließlich das besondere hier am Tanzen. Für jeden Tanz gibt es eine eigens bestimmte Trachten, die von den Schuhen bis zum Kopfschmuck perfekt abgestimmt sind. Da es sehr viele verschiedene Tänze gibt, bedarf es schon einiges an Wissen und Erfahrung um einerseits zu wissen wie man die Trachten richtig anzieht und anderseits welche Tracht zu welchem Tanz gehört. Sämtliche Trachten wurden im Vorfeld von der lieben Sonia in einem Trachtenverleihladen ausgeliehen. Gerade diese ganze Prozedur, die Kinder in ihre Kostüme zu stecken und sie hübsch zu machen für teilweise nicht mal vier Minuten in denen getanzt wird, gibt einen guten Einblick in die Kultur und Tradition dieser Stadt. Es ist erstaunlich mit welcher Hingabe und Liebe gerade diese Traditionen gepflegt werden. Die Mütter und Väter sind stolz auf ihre Kinder wenn sie hin und her hopsen in den bunten, weiten Röcken und manchmal undurchsichtigem Gemenge aus Hosen, Blusen, Westen, Ponchos, Halstüchern und Hüten mit Bändern. Nachdem alle Kinder unter viel Applaus und stolzen Blicken ihre Tänze beendet hatte, waren wir Senoritas an der Reihe unsere Tanzkünste unter Beweis zu stellen. Zwei Tänze brachten auch uns in den komplizierten Trachten sehr ins Schwitzen. Neben diesem sehr erfolgreichen Tag möchte ich noch von einem anderen Erlebnis berichten, welches mich in den letzten Tagen schwer beeindruckt hat. Letzten Mittwoch war in Peru Feiertag udn ich musste nicht zur Arbeit gehen. Deshalb hat P. Serafim mich eingeladen mit ihm, Scharlimann (der brasilanischen Laienmissionarin) und Senor Ben, aus der Gemeinde, einen "Spaziergang" zu machen. Als "Spaziergang" hat sich dann eine etwa vierstündige Autofahrt herrausgestellt, die uns aus Arequipa heraus geführt hat. Unser Ausflugsziel war Aplao. Die Fahrtstrecke war gesäumt von einer Wüstenähnlichen Gegend. Alles war staubig, extrem heiß und ewig weit. Die Straßen führen in Nichts hinein, immer geradeaus, ohne Anhaltspunkt oder eine Orientierungsmöglichkeit. Ab und zu wird die Landschaft von Bergen gekennzeichnet und P. Serafim hat seine Autofahrkünste eindrucksvoll unter Beweis gestellt, indem er in sehr hoher Geschwindigkeit um die engen Kurven gerauscht ist. Nach ca. drei Stunden Fahrt durch die Wüste haben wir ein Tal erreicht. Dieses Tal stellte solch einen Kontrast zu der bisherigen Fahrt da, dass es sich ungefähr so anfühlte als würde es in Arequipa plötzlich anfangen zu schneien. Es war eine Augenweide grün zu sehen und das Wasser des Flusses, der durch die Mittes des Tales floß, wirkte wie ein Segen, wie ein himmlisches Geschenk. Ich hätte bei dem Anblick am liebsten darum gebeten aussteigen zu dürfen und so wie ich war in das Wasser zu steigen um ganz und gar von deisem Wunder umspült zu werden. P. Serafim kam auch nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ich glaube der einzige Satz den er für die nächste Stunde gesagt hat war: Que hermoso (dt. Wie schön). Auffällig war auch hier eine gewisse Frömmigkeit. Sobald den Menschen Wasser zur Bepflanzung zur Verfügung steht, versuchen sie die Umgebung der Kirchen grüner zu gestalten. Diese Fülle und Schönheit hat sich tieg in mich eingegraben und ich glaube nicht diesen Anblick wieder vergessen zu können. In Aplao selbst haben wir zu Mittag gegessen und uns das kleine beschauliche Städtchen angeschaut, was ein bisschen an eine Kleinstadt im Süden Europas erinnert hat, ehe wir uns wieder auf die lange Rückreise gemacht haben.
Liebe Anna, jetzt, nachdem ich diesen Bericht von dir gelesen habe, habe ich Bilder im Kopf und es fällt mir nicht schwer, mir die Dinge, die du beschreibst in den schillerndsten Farben vorzustellen. Es ist wunderbar, dass du uns an deinen Erlebnissen teilhaben lässt! Vielen Dank dafür! Fühl dich umärmelt! Lieben Gruß Kerstin
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Verehrte Leser! Mein Name ist Anna, Annie, Anni oder bei meiner Oma zeitweise Annl. Ich habe mich entschlossen ein Jahr als Missionarin auf Zeit in Peru/ Arequipa zu verbringen.