Liebe Freunde, vielen Dank für Eure Unterstützung. Ich freue mich jedes Mal sehr wenn ihr mir eine Nachricht da lasst. Am Samstag ist es nun schon ein Monat geworden seit ich von Zuhause aufgebrochen bin. Ein bisschen frage ich mich wo die ganze Zeit geblieben ist. Mittlerweile hat sich eine Art "Alltag" eingeschlichen. Ich bin nach wie vor sehr gerne im Kindergarten und verstehe mich mit meinen kleinen Freunden sehr gut. Sie haben es sich zur Angewohnheit gemacht mir Sticker auf die Wange zu kleben, da ich dann viel "schöner" bin. Auch verschenken sie liebend gerne einen Bissen ihres Essens an andere Kinder oder mich. Was nicht unbedingt immer so gut schmeckt, aber es ist für mich eine große Ehre drei Kornfleks oder ein Stück peruanische Wurst abzubekommen. Es erschreckt mich immer noch ein wenig mit welcher Bestimmtheit, die kleinen Kinder bereits an den "Schreibtisch" gezwungen werden. Ich kann die Kinder gut verstehen, wenn sie jede Minute, in der die Professora (Erzieherin) nicht da ist, nutzen, um rumzutoben. Anderseits weiß ich auch das jede Bildung, gerade hier, für den weiteren Lebensverlauf entscheidend ist. Jeden Montag morgen findet eine Art Morgenappell im Kindergarten statt. Alle Kinder stehen ordentlich in Reih und Glied hintereinander. Diese Veranstaltung weist fast militärische Züge auf. Zwar wird durchaus gebetet und die Nationalhymne von Peru und Arequipa gesungen, aber eben auch mit der peruanischen Fahne marschiert (auch wenn dass nicht immer so ganz klappt, da gerade die ganz Kleinen das System des "Marschierens" noch nicht so ganz verstanden haben). Die letzte Woche stand ganz im Zeichen vom Straßenverkehr. Die Kinder haben neben verschiedenen Transportmitteln zu Lande auch die in der Luft und zu Wasser kennen gelernt. Sonia hat versucht die verschiedenen Fahrzeuge aufzumalen, was sich jedoch als ein wenig schwierig gestaltet hat, da es keine großen Tafeln gibt. Also haben wir stattdessen zusammengeklebte Blätter benutzt. Außerdem wurden einige Verkehrszeichen und Regeln im Straßenverkehr durchgesprochen und von den Kindern in verschiedenen Situationen nachgespielt. (Ein Motorrad darzustellen war dabei das größte Vergnügen.) Sehr anschaulich wurde auch von einer Professora, anhand von zwei kleinen Puppen, die die Straße überqueren wollen, erklärt, welche Risiken und Gefahren drohen, wenn man im Straßenverkehr unachtsam ist. Es benötigt einiges an schauspielerischem Talent um den Ernst dieser Situation deutlich rüber zu bringen, aber es ist hervorragend gelungen. Alle Kinder saßen gespannt da und haben interessiert zugehört. Am Freitag konnten zum Abschluss dieser Woche alle Kinder ein Spielzeug- oder ein selbstgebasteltes Auto mitbringen und auf dem Sportplatz wurde der Straßenverkehr nachgestellt. Überall wuselten die bunten Autos herum und an fast jedem Auto hingen noch einmal mehrere Kinder dran um den Fahrer anzuschieben. Sie hatten sehr viel Spaß dabei. Einige Kinder hatten sich sogar als Polizisten verkleidet um Ordnung in den Haufen der Autofahrer zu bringen. Zumeist erinnerte die Situation jedoch eher an einen Autoskooter. Die Kinder, die kein Auto mitgebracht hatten, bildeten die Fußgänger. In der vergangenen Woche habe ich auch einiges über den sozialen Hintergrund vieler Menschen in Peru gelernt (und besonders der Armen). Viele Mädchen bekommen schon mit 14 das erste Kind. Diese Information fand ich ziemlich schockierend. Auch scheint es recht häufig der Fall zu sein, dass eine Frau von ihrem Mann nach zwei bis drei Kindern verlassen wird. Sie steht dann alleine da und muss schauen wie sie sich und ihre Kinder über Wasser hält. Viele Kinder zu haben ist hier noch eine ganz andere Normalität. Zwischen vier und sieben Kinder pro Familie ist keine Seltenheit. Wenn ich von den teilweise doch sehr schlimmen und einsamen Schicksalen einzelner Personen und Familien höre, ist es um so besser, dass sich die Padres für die Menschen Zeiten nehmen. Sie haben ihre Verpflichtungen und Termine und eilen oft von einem Ort zum Nächsten. Aber wenn es am Nachmittag an der Haustür klingelt, nehmen sie sich alle Zeit um zuzuhören und zu verstehen was den Besucher bewegt. Oft haben die Menschen niemanden anders haben mit dem sie sprechen können: mit den Eltern können sie nicht reden, mit ihren Partnern auch nicht (wenn sie denn noch zusammen sind) und mit den Kindern natürlich auch nicht. Wer unter Freunden nicht fröhlich ist tanzt aus der Reihe und Psychologische Aussprache (wie in Deutschland) kann sich hier fast niemand leisten. Ich hoffe es geht euch gut. Liebe Grüße aus dem fernen Arequipa Anna
Hallo Anna.
Ich finde es ist eine wunderbare Sache, die du da machst. Du verdienst meine größte Anerkennung, dass du den Mut besitzt fast ein Jahr lang von zu Hause weg zubleiben, da ich nicht wüsste ob ich das durchhalten würde. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und viele neue Erfahrungen in Peru und hoffe auch weiterhin viele Beiträge hier zu lesen.
Viele liebe Grüße,
Laura.
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Jörg Bittner
9/14/2014 12:22:36 am
Liebe Anna!
So, wir sind wieder zurück aus unserem Urlaub in Namibia und Dubai. War eine tolle Reise und ein echtes Kontrastprogramm.
Deine Schilderungen und Erlebnisse sind ja wirklich sehr eindrucksvoll und spannend! Zum Glück ist wenigstens bei Euch durch das Erdbeben offenbar kein Schaden entstanden! Das ist ja gruselig...
Viele Eindrücke und auch einen Teil der Lebenseinstellung und der Mentalität werden Dir sicher ein Leben lang bleiben und Dich auch ein Stück weit prägen, es ist sehr spannend zu erleben, wie Du eine ganz andere Kultur kennenlernst!
Genieße die Zeit! Bis bald, schöne Grüße von uns allen aus Neumarkt.
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jasi
9/20/2014 06:29:33 pm
Hei anna es ist sehr spannend es so zu lesen. Ich wusste schon immer das es dir bestimmt viel Spaß macht da du sehr offen bist.
Deine Beiträge sind immer sehr toll geschrieben und man denkt man ist selbst dabei :)
Naja dann hör ich mal wieder auf zu schreiben wir hören bestimmt wieder voneinander
Deine jasi :)
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Verehrte Leser! Mein Name ist Anna, Annie, Anni oder bei meiner Oma zeitweise Annl. Ich habe mich entschlossen ein Jahr als Missionarin auf Zeit in Peru/ Arequipa zu verbringen.