Liebe Freunde und liebe Leser, hinter mir liegt wieder eine spannende und sehr ereignisreiche Woche. Am vergangen Sonntag fanden Wahlen zum Präsidenten der Region statt. Die Wahlzettel wurden in einer staatlichen Schule, dem colegio Beethoven, welches direkt gegenüber von unserer Pfarrei liegt, ausgefüllt. Die ganze Atmosphäre um die Wahl herum kam mir jedoch eher wie auf einem Volksfest vor. Die Straße selbst war abgesperrt worden und somit konnten sich auf dem Asphalt alle Arten und Varianten von improvisierten Verkaufsständen niederlassen. Von vielen Seiten drangen die Rufe der Verkäufer, die ihre Wahre anpriesen auf mich ein, sodass mehr die Atmosphäre eines Marktes entstand, als das die Menschen wirklich zum wählen gingen. Und sie kamen zum wählen. Die Menschen schoben sich in einem unablässigen Strom die abgesperrte Straße hinauf. Die Jugendlichen mit denen ich zusammen im Chor in Villa Ecolociga singe, hatten ebenfalls geplant für diesen Tag Essen zu verkaufen. Erstaunlicherweise hat es auch alles irgendwie funktioniert, obwohl unser Verkaufsstand erst gegen halb zwölf öffnete (zwei einhalb Stunden später als geplant). Eigenlich war das viel zu spät und die befürchtung, dass wir nichts verkaufen würden und auf unserem Essen sitzenbleiben würden, ließ sich nicht ganz vermeiden. Aber mit dem ersten Kunden erwies sich diese Besorgnis als unbegründet. Denn dem ersten folgten so viele weitere bis zum Schluss beinahe alles verkauft war. Ein kleines Erfolgserlebnis für unsere kleine Gruppe! Am folgenden Tag, dem 8. Dezember, war in ganz Peru ein gesetzlicher Feiertag (Mariä Empfängnis) und in Gemeinde "Buen Pastor" und in Villa Ecologica fand die erste Heilige Kommunion statt. Mein Chor in Villa hatte schon seit mehreren Wochen ziemlich oft für diesen Auftritt geprobt, da diesmal auch alles hervorragend und ohne Patzer klappen sollte. Und in der Tat es lief alles wie am Schnürrchen. Zwischenzeitlich hatte ich zwar einwenig Angst, dass eines der Kommunionkinder mit seiner Kommunionskerze mich oder meine Haare mit seiner Kerze in Brand stecken könnte, aber meine Besorgnis war unbegründet. Sie waren alle viel zu Aufgeregt um sich solch ein Missgeschickt erlauben zu lassen. Alle Kommunionkinder hatten sich so sehr herausgeputzt wie es ihre Mittel erlaubten. Alle Mädchen trugen weiße große Kleider aus Tüll oder ähnlichen Stoffen, die ein wenig an funkelnde Brautkleider erinnerten. Teilweise wurden die Anziehsachen von irgendwelchen Cousinen, Tanten oder anderen Familienangehörigen ausgeliehen, damit die Kommunionkinder in ihrer Pracht erstrahlen konnten.
Ich sende die herzlichsten Grüße nach Deutschland Anna
Liebe Freunde und Leser, ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Lesern die mir jetzt schon seit fast vier Monaten immer noch folgen. Eure Unterstützung ist für mich sehr wertvoll und ein großer Antrieb. Ich wünsche euch jetzt schon mal vorab eine hoffentlich besinnliche und mit so wenig Stress wie möglich beladene Adventszeit. Letzten Samstag war ich auf einer Art Wallfahrt mit der Gemeinde dabei. Früh um sieben Standen vor unserer Haustür bereits drei große Reisebusse, die für peruanische Verhältnisse sogar recht stabil aussahen. Unser Reisziel war diesmal die "Virgen de Chapi". Die Anreise verlief ohne Große Zwischenfälle. Zwar schien der Motor kurzzeitig bei einer Berganfahrt den Geist aufgeben zu wollen, das hat aber niemanden wirklich gestört. Auf der Anreise wurden viele Lieder gesunden, die insbesondere die älteren Herrschaften in unserer Reisegruppe aus tiefster Kehle mitschmetterten. Unsere Reisgruppe bestand jedoch aus sehr gemischten altersklassen. Von kleinen Babys bis zu schon etwas betagteren Herrschaften war alles vertreten. Die "Virgen de Chapi" wird von den Arequipeniern häufig auch als Mamita (dt. Mamachen) bezeichnet. Viele von ihnen wenden sich an sie um ihr ihre Sorgen und Nöte vor zu tragen und bitten um ihren Beistand. Ihre Bedeutung lässt sich auch gut daran erkennen, dass die Mehrheit aller Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr ein Bildniss der Virgen in der Windschutzscheibe hängen hat. Die Kirche in der die "Virgen de Chapi" steht liegt in der Wüste ca. 90 km von Arequipa entfernt. Glücklicherweise haben wir den Weg im Bus zurück gelegt, aber im Mai, dem Monat der Virgen pilgern sehr viele Menschen zu Fuss zu ihr. Der Ort selbst ist sehr interessant angelegt. Umgeben von nichts als Wüste, steht ein rießiger Gebäudekomplex, der das Zuhause der "Mamita" bildet und auch Möglichkeiten zum Erwerb von alle.Allerlei religiösen Andenken bietet. Ein großer Bereich ist allein für Beichten abgesteckt. Nach unserer Ankunft haben wir eine Messer mitgefeiert. Schon während dessen haben viele mitreisenden Abbildungen in allen Größen und Formen der Virgen aus ihren Taschen gezogen und rießige Blumensträuse, die sie aus Arequipa mit gebracht hatten, in noch großeren Vasen zu Füßen der Statue abgestellt. Gegen Ende des Gottesdienstes wurden wir alle noch ausgiebig mit Weihwasser gesegnet. Das Weihwasser war in halben-Liter Flaschen abgefüllt. In die Deckel der Flaschen waren einfach noch Deckel gemacht worden. Wenn sie dann geschwungen wurden, bekam jeder Gläubige genug Wasser ab, damit sein Segen gewährleistet sein konnte. Nachdem alle Beteiligten ausreichend Fotos gemacht und Kerzen angezünget hatten, haben wir uns weiter auf den Weg in die Wüste gemacht. Zu einer weiteren Kirche, die bei weitem nicht so monumental gewirkt hat, dafür aber mitten in einer keinen Oase gelegen war. Auch dort gab es ein Marien-Bildniss. Ich muss aber zu meiner schande gestehen, dass ich nicht ganz hinter den Ursprung dieser Kirche gestiegen bin. Jedenfalls haben viele von meinen Mitreisenenden nach einem Gebet in der Kirche, den Ursprung der grünen Oase gesucht. Das kleine Bächlein führte wenig Wasser. Aber da eifrig in der Erde gebuddelt wurde, konnte viele in mitgebrachten Flaschen Wasserabfüllen.
Ich sende die besten Wünsche nach Deutschland. Anna P.s.: Es gibt einen neuen Beitrag von mir auf dem Blog von Eichstätt über den Klimawandelt in Peru. Wer dort vorbeischauen will, die Adresse lautet: http://weitblick.bistum-eichstaett.de/hoffnung-fuer-das-klima-peru/
Liebe Freunde, natürlich sende ich auch diesmal wieder meine besten Wünsche nach Deutschland. Am letzten Wochenende war ich ebenfalls mit einer Deutschen, die auch in Arequipa einen Freiwilligen Dienst leistet, im Colca-Tal und Colca-Canyon. Es war das erste Mal, dass ich mir hier richtig als Touristin vorgekommen bin. Am Samstag morgen ging es schon gegen halb sieben von Zuhause los ins Zentrum um dort in den Reisebus einzusteigen. Nach einigen weiteren Stops um weitere Mitreisene einzusammeln, konnten wir uns gegen neun Uhr von Arequipa in Richtung unseres Reiseziels bewegen. Auf der Fahrtstrecke wurden immer wieder verschiedene Pausen eingelegt um Coca-Tee zu trinken. Mit dem Coca-Tee lässt sich die stetig ansteigende Höhe auf dem Weg zum Colca-Tal wesentlich besser verkraften und ist sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit. Außerdem hatten wir die Gelegenheit Vecunias, Alpacas und Lamas aus nächster Nähe auf einer der vielen Pausen zu bestaunen. Unserer Touristenführer versucht die Unterschiede zwischen Alpacas und Lamas zuerklären, scheiterte aber scheinbar daran, dass er es selbst nicht so ganz wusste oder zumindest nicht eindeutig trennen konnte. Um soweiter sich unser Bus in die Höhe schob, umso mehr wurde ich unheimlich müde. Zunächst nahm ich an, dass es vielleicht an einem leichten Schlafdefizit gelegen haben mochte, bis mich meine nette Nachbarin aufklärte, dass man in hohen Höhenlagen sehr schnell schläfrig wird, weil der Sauerstoff in der Luft fehlt. Den höchsten Punkt unserer Reise erreichten wir bei 4910 m über dem Meeresspiegel. Danach ging es wieder bergab in endlosen Serpentinen, die sich an den Bergen entlangschlängelten und uns den Weg nach Chivay ( nur noch 3650 m) wiesen. Nach einem entspannenden Mittagessen war noch eine kleine Wanderung und ein Besuch in den Thermen angesagt. Das Wasser in den Termen war zwar ein bisschen dreckig und vor allem ein Friedhof für Fliegen, aber es war herrlich warm und man hatte von den Schwimmbecken, die direkt am Rande einer Schlucht gelegen waren, einen hinreissenden Ausblick auf den Fluss in der Schlucht. Danach hieß es im Hostel schnell schauen, dass die Haare wieder trocken werden, denn keine Stunde später ging es schon wieder weiter zum Abendessen. Ich habe an diesem Abend zum ersten Mal Alpaca probiert und war überrascht wie gut es geschmeckt hat, fast ein bisschen wie Rind. Neben dem Essen wurde uns noch eine Folklore-Tanz-Show präsentiert. Anfang war ich ein bisschen verstört, weil es einen Tanz gab in dem sich zuerst das Mädchen auf den Boden gelegt hat und ihr Partner mit einem Strick auf sie eingeschlagen hat und später hat er sich auf den Boden gelegt und sie hat auf ihn eingeschlagen. Ich kenn ja durchaus die Gewalt, die es in vielen Familien hier gibt und fand die ganze Geschichte mehr als merkwürdig, dass man so etwas auch noch Touristen zeigen wollte. Als aber der Junge dem Mädchen auch noch seinen Schuh aufs Gesicht gelegt hat, war ich vollkommen verwirrt. Erst als am nächsten Tag unsere Führung erklärt hat, woher dieser Tanz kam, habe ich es verstanden. In der Zeit der Kolonialstaaten wurden auch in Südamerika viele Sklaven aus Afrika eingeführt. Diese brachten Malaria mit sich. Auch ins Colca-Tal. Da die Bewohner nicht wussten, woher die plötzliche Krankheit kam, dachten sie, dass sie von einem giftigem oder schon verdorbenem Lebensmittel stammen musste. Um die Familienmitglieder wieder auf die Beine und wach zu bekommen, haben sie sie es eben mit Schlägen versucht und als alles nichts mehr geholfen hat, hat der Junge seiner Begleiterin eben seinen stinkenden Schuh vor die Nase gesetzt, damit sie aufwacht. Nach diesem ereignissreichen Tag folgte eine kurze Nacht und es ging am nächsten Morgen schon um sechs Uhr früh weiter. Auf dem Weg in den Colca-Canyon haben wir verschiedene Kirchen aus der Kolonialzeit besucht und natürlich auch Aussichtspunkte, um einen guten Blick in das Tal zu erhaschen. Kurz nach acht sind wir dann mit perfektem Timing am Cruz de Condor angekommen und habe genau mitbekommen wie sieben Condore ihre Kreise in der Luft zogen bis sie, dann doch endgültig hinter den Hügeln verschwanden. Wir waren im Vorfeld darauf gefasst gewesen, dass wir vielleicht gar keinen Condor sehen würden, da die beste Zeit um die Tiere zu beobachten im Juni, Juli und August ist. Aber das Schicksal war uns gewogen und wir konnten die Tiere in ihrer ganzen Pracht bewundern. Danach folgten nur noch einige Aussichtspunkte bis wir uns wieder auf den Rückweg nach Arequipa machten. Herzliche Grüße Anna
zuerst einmal entschuldige mich dafür, dass mein neuer Blogeintrag diese Woche ein bisschen auf sich warten ließ. Das lag vor allem daran, dass die Internetverbindung sehr launisch war und je nach dem ob ich Glück oder Pech hatte konnte ich mal zehn Minuten Internet ergattern oder eben auch nicht. Ich möchte mich auch noch ganz herzlich bedanken für die vielen Glückwünsche, die am letzten Dienstag zu meinem Geburtstag hier eingetroffen sind. Das hat mich wirklich sehr gefreut, dass so viele an mich gedacht haben. Wie mir an Dienstag glaubhaft versichert wurde, feiert man den Geburtstag hier so, dass es die Torte in das Gesicht des Geburtstagskindes gibt und dazu noch Eier und Mehl auf den Kopf und die Haare. Das Mehl ist mir glücklicherweise erspart geblieben, aber der sowohl Torte als auch Eier haben ihren Weg in mein Gesicht und Haare gefunden. In der vergangen Woche konnte ich desweiteren zum ersten Mal zusammen mit Fredy, der den Chor in Villa Ecologica führt, eine Chorprobe leiten. Das Ziel ist es an Weihnachten ein paar einfache Lieder im Gottesdient vorsingen zu können. Aber natürlich steht bei dieser Aktion der Spaß im Vordergrund. Da die Proben immer Samstags oder Sonntags stattfinden haben viele von den Jugendlichen ihre jüngeren Geschwister oder Neffen mitgebracht. Es ist erstaunlich wie viel Verantwortung Kinder und gerade Jugendliche hier schon tragen. Außerdem hatte ich das Glück zusammen mit Sonia und ihrer Familie, sowie Senora Anna (die Direktora aus der Cuna) und ihrer Mutter, heute Sonias Eltern besuchen zu dürfen. Schon am frühen Morgen wurde ich von Sonia von Zuhause aufgesammelt. Bevor wir uns jedoch zu dem Haus auf dem Weg machen konnten, haben wir noch alles mögliche eingekauft. Von Käse und Kartoffeln über Katzennahrung bis hin zu Maschendrahtzaun. Der Weg zum Haus ihrer Eltern dauerte etwas länger, was zum einen daran lag, dass der Verkehr wirklich schlecht war und zum anderen daran, dass es sehr, sehr weit am Rande von Arequipa gelegen ist am Fuße einer der großen Berge, die Arequipa umschließen. Bevor wir jedoch an unsere Zielort angekommen sind, musste noch ein kleiner, grüner Streifen, der von dem Fluss erzeugt wird, überquert werden. Es gab Passagen die von Wasser überflutet waren und auch der Weg war ein "bisschen" uneben. Unser kleines Auto hat es zwar heftig hin und her geworfen, aber es hat uns zuverlässig über jegliches Hindernis getragen und so kam es, dass wir letztendlich doch sicher angekommen sind. Der Empfang ist sehr herzlich ausgefallen mit vielen Umarmungen und Bekundungen wie sehr sich doch alle freuen sich kennen zu lernen. Vielleicht sollte ich mich mittlerweile an die so typische peruanische Herzlichkeit und vorallem Gastfreundschaft gewöhnt haben. Habe ich aber nicht. Es überrascht mich immer wieder wenn mir wildfremde Menschen entgegentreten und mich behandeln wie ein Familienmitglied, dass sie zwar schon lange nicht mehr gesehen haben, dass aber unverkennbar in ihre Reihen gehört. Nachdem ich auch ausführlich den Hunden, Hühnern und Katzen vorgestellt wurde, begannen die großen Vorbereitungen für das Essen. Dieses sollte heute jedoch nicht auf dem Gasherd, wie üblich, zubereitet werden, sondern auf traditionelle Weise. Sonias Eltern hatten dafür schon eine kleine Grube ausgehoben und Steine wie zu einer Art Haus darüber aufgeschichtet. Zuerst wurde mithilfe von Feuer, dass an wurzel ähnlichen Ästen entzündet wurde, innerhalb der kleinen Grube unter den Steinen große Hitze erzeugt. Während dieser Prozess im Gange war, bereiteten wir in der Küche das Hühnchen, die Kartoffeln und etwas das Bohnen ähnlich war vor, sowie auch noch einen Salat. Als die Steine selbst bereits schwarz, wurde es als heiß genug empfunden und das gesamte brennende Holz aus der Kuhle entfehrnt, sowie die Asche. Danach kamen sowohl die Kartoffeln als auch das bohnenähnliche Gemüse in die Kuhle. Dazwischen wurden auch immer wieder einige Steine von dem zuvor errichteten Haus gelegt. Zum Schluss wurde das Hühnchen in einer Plastiktüte obendrauf gelegt und nochmals mit Glühendheißen Steinen bedeckt. Darauf wurde ein großes Stück Papier ausgebreitet und mit Erde bedeckt. Wie das gesamte gebilde fertig war hätte ich fast nicht mehr erkannt, dass an dieser Stelle etwas im Boden vor sich hinkocht. So nahtlos fügte sich alles in den sonstigen Boden ein. Nach einiger Zeit wurde dann wieder alles geöffnet und tatsächlich waren alles Nahrungsmittel essbar und haben sogar sehr, sehr gut geschmeckt. Nach dem Essen und der obligatorischen Befragung über Deutschland konnte ich mit Sonias Tochter noch auf einen der Hügel vor der Haustür steigen und einen herrlichen Blick auf ganz Arequipa erhaschen. Ich sende die herzlichsten Grüße nach Deutschland Anna
Was hat das kleine Mädchen denn da kurzer Hand am Kreuz des Grabes aufgehängt??
Familie um das Grab herum mit viel Essenswahren.
Auch diese Woche sende ich die herzlichsten Grüße von Arequipa nach Deutschland und bedanke mich ganz herzlich für jegliche Reaktion und Unterstützung. Am vergangenen Samstag war ja Allerheiligen und am Sonntag Allerseelen. Wie auch in Deutschland werden hier an Allerseelen (und teilweise auch an Allerheiligen) die Gräber verstorbener Familienmitglieder besucht. Ich hatte da große Glück, dass mich am vergangenen Samstag eine Arbeitskollegin - Paulina - mit genommen hat auf einen Friedhofsbesuch. Alleine wäre ich dort nämlich nie hingekommen. Noch vor dem eigentlichen Friedhof begrüßten uns bereits farbenprägt Kränze, sowie anderer Krimskrams (Hüte, Essen, Spielzeug, Feldblumen....). Nachdem wir den Friedhof betreten hatten schalte uns zuerst in einer recht beachtlichen Lautstärke die Musik einer Blaskapelle entgegen, als zweites waren deutlich die Rufe kleiner Jungen und ihrer Mütter zu vernehmen die Wasser für die Gräber verkaufen wollten. Nach diesem ersten doch etwas erschlagenden Eindruck kamen zuerst zur rechten und zur linken größe "Wände" in Sicht die einzelne "Fächer" für verbrannte Verstorbene beinhaltete. Als ich mit Paulina so durch diese Reihen ging wurde ich von einem Mann angesprochen, der uns das Grab seines verstorbenen Vaters zeigte und mir alle Heiligen Figuren erklärte, die er in das Grab unterbringen konnte. Sein Vater war erst vor kurzem verstorben und man merkte ihm an wie sehr dieser Verlust ihm das Herz schwer werden ließ. Danach haben Paulina und ich uns den Gräbern in der Erde zugewandt. Hier saßen die Verwandten vom Großvater über den Onkel bis hin zum Enkelkind alle um das Grab herum. Viele haben Getränke mit gebracht und vorallem viel Brot und Esswahren. Bei einigen dieser Familien konnte man im Tausch für zehn Gebet für die verstorbene Person ein Stück Brot erwerben. Oft bringen die Angehörigen ihren Verstorbenen auch Musik mit, die sie zu Lebenszeiten mochten. So gab es einen Mann der mit einer Harfe und Gesang dazu vor einem Grab stand und mit vollster Inbrunst Lieder schmetterte. Die Gräber an sich sind sehr bunt und haben anstatt eines einfachen Grabsteines oft eine Art kleines Häuschen, in dem Heiligen Figuren oder ähnliches befindet. Damit die Gräber auch so bunt bleiben werden sie mit Farbe angemalt. Wir haben einige Familien gesehen, die an diesem Samstag die Gräber neu bemalt haben. So wie mir erzählt wurde, gehen die Menschen hier davon aus, dass ihre Verstorbenen zurück kommen um die Ruhestätte ihrer sterblichen Überreste zu besuchen. Dafür machen die Hinterbliebenen das Grab so schön wie möglich, damit die Toten merken, dass man an sie denkt und sie nicht vergessen hat. Viele Familien hängen dafür auch viele Kränze an die Gräber und Blumen. Paulina hat mir hinterher erklärt, dass dieser Friedhof, ein Friedhof der Armen gewesen ist, auf dem der Reicheren soll es wohl wesentlich ruhiger zu gehen. Liebe Grüße Anna P.S.: Seit neustem schreibe ich auch Beiträge für den Blog "weitblick" der Diozese Eichstätt. Wer dort vorbei schauen will kann das tun unter:
Ich sende die herzlichsten Grüße an alle in Deutschland die mir immer noch folgen. Ich hoffe es geht euch allen gut. Denn mir geht es in Peru sehr, sehr gut. Ich profitiere sehr vor der Offenheit und Freundlichkeit der Menschen um mich herum. Meine Kontakte häufen sich und viele begegnen mit großem Wohlwollen. Letzte Woche haben wir im Kindergarten Examen geschrieben. Das war eine recht Zeitintensive Geschichte und wurde mit sehr großem ernst betrieben. Außer den zwei Jährigen haben alle anderen Kinder den Test schreiben müssen um sämtliche Inhalte der vergangenen zwei Monate wiederzugeben. Die Examen bestanden aus drei verschiedenen Tests. Mathematik, Schreiben und einem Aufgaben bereich den wir vielleicht als Heimat- und Sachkunde beschreiben würden, in dem alles Behandelt wird von den Jahreszeiten, Verkehrsregeln und Festtagen in Peru. Die Vorbereitungen begannen schon damit das alle Kinder, alle ihre Hefte mit nach Hause nehmen durften um für die Examen zu üben. Sonia hat die Kopien all der verschiedenen Tests schon einen Tag früher in einem kleinen Laden in Auftrag gegeben und sämtlichen Eltern stark eingeschärft wie wichtig die Examen sind. Die Tests selber waren auf zwei Tage aufgeteilt. Immer zwischen fünf bis sieben Kinder waren bei Sonia im Klassenzimmer und haben geschrieben, während die restlichen Kinder von Betty und mir beschäftigt wurden. Einige Kinder haben ihre Examen sehr schnell hinter sich gebracht, während andere sehr viel Zeit benötigt haben und es wurde umso schwerer für sie je länger sie gebraucht haben und sich mit anderen Dingen abgelenkt haben. Sowohl für die Kinder als auch für uns "Erzieherinnen" waren diese beiden Tage sehr anstrengend. Heute habe ich außerdem zum ersten Mal bei den zwei-Jährigen ausgeholfen, weil sowohl Eltern als auch die Profesoras zu einem Vortrag über Gesundheit einer Krankenschwester in der Cuna waren. Die fünfzehn 2-jährigen haben mich ganz schön auf trab gehalten. Es ist weniger "lehrende" und "erziehende" Arbeit die an dieser Stelle nötig ist, sondern an ganz vielen Stellen eine trostende. Letzten Freitag hatte ich zudem das große Glück spontan mit P. Conrado, Kike und zwei Schwestern (einer Besucherin aus Italien) einen Ausflug nach Camaná machen zu können. Camaná liegt am Meer und ist im Sommer eine gute Möglichkeit von Arequipa aus an den Strand zum baden zu kommen. Wir waren wie schon bei dem Ausflug nach Aplao diesmal ungefähr vier Stunden unterwegs, bis sich das blau des Meeres langsam am Horizont zeigte. Am Meer und in Camaná war es bewölkter als ich es von Arequipa gewohnt bin. Camaná ist ein hübsches, im Vergleich zu Arequipa recht beschauliches Städchen. Unser erster Besuch war das katholische Pfarramt der Stadt um einen Eintritt in die Kathedrale zu bekommen. Denn in der Kathedrale gabe es in einem seitlichen Raum in den Boden eingelassene Gräber oder Gedenktafeln (dahinter bin ich nicht ganz gekommen), die für die mitgereiste Schwester aus Italien eine große Bedeutung spielten und deren wegen sie gerne nach Camaná kommen wollte um an diesem Platz zu beten. Dank eines netten Priesters im katholischen Pfarramt wurde dieser Wunsch dann auch erfüllt und wir haben ein bisschen was über das Gemeindeleben in Camaná erfahren. Nach einem Mittagessen, dass hauptsächlich aus Fisch und Reis bestand, haben wir uns noch für einen kurzen Abstecher an einen Strand begeben. Obwohl das Meer recht kalt war, haben Kinder am Strand gespielt und Paare saßen auf Decken oder Strandmuschelnähnliche gebilde. Das Meer hatte unglaublich große Wellen zu bieten, die mit weißen Schaumkronen bedeckt waren und je nach Laune mehr oder weniger weit auf den trockenen Strand reichten. Kike hat mich einwenig überrascht als er aus dem trockenen Sand einen noch komplett intakten, aber toten Fisch zog, den das Meer angespült hatte. Kurz vor der Rückreise nach Hause wurden mir von Kike noch zwei schwarze fast komplett runde Steine in die Hand gedrückt, als Erinnerung. An alle Freunde und Leser Liebe Grüße Anna
Liebe Freunde, ganz liebe Grüße sende ich auch diesmal von Arequipa nach Deutschland. Ich bedanke mich für jegliche Reaktion, die auch auf den letzten Blogeintrag bekommen habe. Mir war seit längerem durch einige Berichte bekannt, dass häusliche Gewalt innerhalb vieler peruanischen Familien ein normaler und gängier Brauch ist. Es jedoch nur erzählt zu bekommen und dann einen oder mehrere Fälle mit zu bekommen ist doch noch einmal ein gewaltiger Unterschied. Ich hatte ja in meinem letzten Bericht von dem Aniversario der Cuna berichtet. Alle Kinder, die ich betreue, waren verpflichtet an diesem Tag in die Cuna zu kommen. Nur ein Mädchen ist nicht aufgetaucht. Als wir uns am Dienstag wieder ordnungsgemäßt den normalen Cuna-Betrieb aufgenommen haben (der Montag war sowohl für Kinder als auch Mitarbeiter frei, da wir ja am Sonntag gearbeitet hatten), hat sich heraus gestellt, dass der Papa des Mädchens sowohl seine Frau, als auch das Mädchen und seine Schwestern geschlagen hatte und sie deshalb am Sonntag nicht gekommen sind. Im Laufe des Tages hat sich das Mädchen dann auf meinen Schoß gesetzt, seine Hand in die meine gelegt und mir ins Ohr geflüstert, dass sie nciht nach Hause gehen möchte, weil sie große Angst hat. Es hat mir so Leid getan für dieses arme Kind. Später als sie mit dem Schulbus nach Hause fahren sollte, hat sie Sonia gesagt, dass sie heute von ihrer Mama abgeholt wird und deshalb nicht mit dem Bus fahren muss. Sonia stand dieser Aussage zwar skeptiscch gegenüber, willigte aber ein, dass Mädchen erstmal in der Cuna zu lassen. Aber dann wurde es immer später und die Mutter des Mädchens kam nicht. Da wurde Sonia ein wenig wütend auf das Mädchen, weil sie glaubte das Mädchen hätte sie an gelogen um nicht nach Hause zu müssen. Sie sollte dann bei einer anderen Erzieherin bleiben, die noch länger in dem Kindergarten blieb, bis ihre Mama sie abholen würde. Da fing das Mädchen herzerweichend an zu weinen und bekam Nasenbluten. Diesem ganzen System der Gewalt stehe ich so hiflos gegenüber. Abgesehen davon gab es natürlich auch wieder sehr begeisternde Erlebnisse in der letzten Woche. Am vergangenen Samstag, dem 18. Oktober, fanden in ganz Peru große Umtüge zu dem Senor de los Milagros (Dt. Herr der Wunder) statt. Der größte und beeindruckendste ist sicher in Lima, Doch jener an dem ich hier teilgenommen habe, konnte sich durchaus auch sehen lassen. Der gesamte Oktober steht im Zeichen des Senor de los Milagros. Das katholische Fest geht aud ein Bildnis eines gekreuzigten, schwarzen Jesus zurück, dass im 17 Jahrhunder von einem schwarzen Sklaven in Lima an eine Wand gemalt wurde. Das Bildnis blieb an der Mauer, trotz verzweifelter Versuche es von der Wand zu waschen und hat angeblich zwei Erdbeben, die Lima in Schutt und Asche legten überstanden. Seitdem wird es von der Bevölkerung verehrt. Es gibt einige Menschen die so sehr an die Kraft dieses Bildnisses glauben, das sie den ganzen Oktober nur violette Kleidung tragen (violett ist die Farbe des Senor de los Milagros). Vor der eigentlichen Prozession fand eine Messe statt. Danach hat sich die gesamte anwesende Gemeinde vor der Kirche versammte und das zuvor sehr aufwändig hergerichtete Abbildnis des Senor de los Milagros wurde auf einem großen Tisch mit Rolle aus der Kirche gerollte. Es war geschmückt mit vielen wunderschönen, bunten Blumensträußen. Vor der Kirche haben zwölf Männder das Bildnis samt Tisch und allem Blumenschmuck auf ihre Schultern gehoben. Da die Prozession Nachts statt fand führte den Zug ein Mann an, der einen großen Scheinwerfer aus einiger Entfernung auf das Bildnis richtete, damit es in der Dunkelheit auch gut zzu erkennen blieb. Danach folgten P. Conrado mit den Ministranten, worauf Frauen kamen, die während der Prozession Kirchenlieder vorsangen und vorbeteten. Danach kamen acht Frauen die etwas in der Hand hielten was aussahh wie große Bratpfannen. In diesen "Bratpfannen" waren glühende Kohlen, die von den Frauen von Zeit zu Zeit mit einem Pulver übergossen wurden, worauf Weihrauch aufstieg. Damit der Weihrauch so nah wie möglich an den Senor de los Milagros herankommt und den Weg, der er geht ebnet, reckken sie sich und ihre Arme so nah sie können dem Bildnis entgegen. In der Reihenfolge kam dann das Bildnis selbst. Danach folgte eine Blasskapelle, die bei uns aus den Schülern des Beethoven-Collegios bestand, welches gegenüber unserer Kirche liegt. Danach kamen die restlichen Gemeindemitglieder, beziehungsweise sie haben sich in einer rechteckigen Form um die ganze Aufstellung herum gruppiert. Alle die Hände frei hatten, hielten violette Kerzen. Es stellte sich eine Stimmuung ein, wie ich sie sonst nur in der Osternacht erlebt habe. Der Zug machte an verschiedenen Altären halt. Teilweise hatten die Leute auch mit wunderschönen Blumen, Erde und Sägespänen Botschaften auf die Straße "gemalt". Der gesamte Weg war immer wieder gesäumt von violetten Windlichtern, die unseren Weg zusätzlich erleuchten sollten. Und immer wieder musste die Prozession stoppen, weil Feuerwerkskörper gezündet wurden und Knaller.
Ich hoffe in Deutschland ist alles gut. Alles liebe Anna
Ein ganz herzliches "Hola" aus Arequipa, ich weiß, dass dieser Eintrag etwas auf sich warten ließ. Die Verspätung tut mich ehrlich sehr Leid, gerade weil nach dem letzten Eintrag so viele positive Reaktionen bei mir eingegangen sind. Doch zu meiner Verteidigung kässt sich vorbringen, dass die vergangenen zwei Wochen ganz im Zeichen der Vorbereitungen für das "Aniversario" der Cuna standen. Das ist ein großer Festtag für alle Kinder und Angestellten der Cuna. Deshalb gab es im Vorfeld auch sehr viel zu organisieren, einzustudieren und zu üben, denn gerade die Kinder sollten allen Gästen Tänze präsentieren können. Es war ein ziemlicher Aufwand den Kindern die Tänze einzubläuen und es hat einiges an Zeit und Geduld gefordert. Gerade bei den Kleinsten ( 2- jährigen) brauchte es viele Wiederholungen und vor allem helfende Hände bis zu erkennen war, dass es sich um einen Tanz handelte. Das Aniversario hängt mit dem Namensgeber der Cuna zusammen: San Daniel Comboni. Da sein Festtag am letzten Freitag, dem 10. Oktober war, hat die Cuna am vergangenen Sonntag ihr Aniversario gefeiert. Früh am Morgen wurde der Tag begonnen mit einer Messe. Da so viele Kinder in dem Gottesdienst waren, hatte die Messe eine besondere Lebendigkeit und Ausstrahlung. Am Ende des Gottesdienstes wurde mit einer heilgen Statue des Daniel Comboni ein kleiner Umzug vor der Kirche gemacht. Dabie wurde sehr inbrünstig, wenn auch nicht immer textsicher die Comboni-Hymne gesungen. Danach hat sich die gesamte Festgesellschaft auf dem kleinen Sportplatz neben der Cuna begeben um zu feiern. Zuerst wurde die Hymne Perus gesungen und darauf die Hymne Arequipas. Vier meiner 5-jährigen sind mit weißen Handschuhen, der Hand auf der Brust und der perunanischen Flagge in der Hand dazu marschiert. An dieses Szenario kann ich mich immer noch nicht so ganz gewöhnen, obwohl ich diesem Ritual regelmäßig Montags in der Cuna beiwohnen kann. Aber das solch eine Aufmerksamkeit und Ehre dem Vaterland und der Heimatstadt zugesprochen wird, kommt mir immer noch etwas befremdlich vor. Danach begann die eigentliche Arbeit für uns Cuna-Mitarbeiter. Die einen verkauften Getränke, Esswahren und süße Leckereien ( wobei ich etwas "Pech" hatte, da meine Götterspeise in einem unbeobachteten Moment von einer meiner 5-jährigen geklaut und dann genüsslich verspeist wurde ;)), während die anderen dafür sorgten, dass sie Kinder rechtzeitig umgezogen zu ihren Tanzauftritten erschienen. Das ist ja schließlich das besondere hier am Tanzen. Für jeden Tanz gibt es eine eigens bestimmte Trachten, die von den Schuhen bis zum Kopfschmuck perfekt abgestimmt sind. Da es sehr viele verschiedene Tänze gibt, bedarf es schon einiges an Wissen und Erfahrung um einerseits zu wissen wie man die Trachten richtig anzieht und anderseits welche Tracht zu welchem Tanz gehört. Sämtliche Trachten wurden im Vorfeld von der lieben Sonia in einem Trachtenverleihladen ausgeliehen. Gerade diese ganze Prozedur, die Kinder in ihre Kostüme zu stecken und sie hübsch zu machen für teilweise nicht mal vier Minuten in denen getanzt wird, gibt einen guten Einblick in die Kultur und Tradition dieser Stadt. Es ist erstaunlich mit welcher Hingabe und Liebe gerade diese Traditionen gepflegt werden. Die Mütter und Väter sind stolz auf ihre Kinder wenn sie hin und her hopsen in den bunten, weiten Röcken und manchmal undurchsichtigem Gemenge aus Hosen, Blusen, Westen, Ponchos, Halstüchern und Hüten mit Bändern. Nachdem alle Kinder unter viel Applaus und stolzen Blicken ihre Tänze beendet hatte, waren wir Senoritas an der Reihe unsere Tanzkünste unter Beweis zu stellen. Zwei Tänze brachten auch uns in den komplizierten Trachten sehr ins Schwitzen. Neben diesem sehr erfolgreichen Tag möchte ich noch von einem anderen Erlebnis berichten, welches mich in den letzten Tagen schwer beeindruckt hat. Letzten Mittwoch war in Peru Feiertag udn ich musste nicht zur Arbeit gehen. Deshalb hat P. Serafim mich eingeladen mit ihm, Scharlimann (der brasilanischen Laienmissionarin) und Senor Ben, aus der Gemeinde, einen "Spaziergang" zu machen. Als "Spaziergang" hat sich dann eine etwa vierstündige Autofahrt herrausgestellt, die uns aus Arequipa heraus geführt hat. Unser Ausflugsziel war Aplao. Die Fahrtstrecke war gesäumt von einer Wüstenähnlichen Gegend. Alles war staubig, extrem heiß und ewig weit. Die Straßen führen in Nichts hinein, immer geradeaus, ohne Anhaltspunkt oder eine Orientierungsmöglichkeit. Ab und zu wird die Landschaft von Bergen gekennzeichnet und P. Serafim hat seine Autofahrkünste eindrucksvoll unter Beweis gestellt, indem er in sehr hoher Geschwindigkeit um die engen Kurven gerauscht ist. Nach ca. drei Stunden Fahrt durch die Wüste haben wir ein Tal erreicht. Dieses Tal stellte solch einen Kontrast zu der bisherigen Fahrt da, dass es sich ungefähr so anfühlte als würde es in Arequipa plötzlich anfangen zu schneien. Es war eine Augenweide grün zu sehen und das Wasser des Flusses, der durch die Mittes des Tales floß, wirkte wie ein Segen, wie ein himmlisches Geschenk. Ich hätte bei dem Anblick am liebsten darum gebeten aussteigen zu dürfen und so wie ich war in das Wasser zu steigen um ganz und gar von deisem Wunder umspült zu werden. P. Serafim kam auch nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ich glaube der einzige Satz den er für die nächste Stunde gesagt hat war: Que hermoso (dt. Wie schön). Auffällig war auch hier eine gewisse Frömmigkeit. Sobald den Menschen Wasser zur Bepflanzung zur Verfügung steht, versuchen sie die Umgebung der Kirchen grüner zu gestalten. Diese Fülle und Schönheit hat sich tieg in mich eingegraben und ich glaube nicht diesen Anblick wieder vergessen zu können. In Aplao selbst haben wir zu Mittag gegessen und uns das kleine beschauliche Städtchen angeschaut, was ein bisschen an eine Kleinstadt im Süden Europas erinnert hat, ehe wir uns wieder auf die lange Rückreise gemacht haben.
Liebe Grüße nach Deutschland, wie immer bedanke ich mich ganz herzlich für die Unterstützung. Eure positiven Reaktionen sind mir eine große Hilfe und ich finde es sehr spannend was ihr schreibt. Also keine Scheu davor, mir einen Kommentar dazulassen, ich verspreche auch, dass die Kommentarfunktion nicht beißen wird ;) Da ich mittlerweile mit dem normalen Ablauf im Kindergarten gut vertraut bin, wurden mir in den letzten beiden Wochen schrittweise immer mehr Verantwortung und auch neue Aufgaben zugetraut. So habe ich die ersten Male nur eine halbe Stunde allein auf die Kinder aufgepasst und letzte Woche dann schon einen ganzen Vormittag. Das war deshalb nötig, weil die Chefin des Kindergartens, die ebenfalls Anna heißt, und Andrea, die für die Verwaltung zuständig ist, in den letzten Tagen immer wieder Behördengänge zu erledigen hatten. In Peru läuft das alles ein wenig konfus ab und es kommt durchaus vor, dass der eine oder andere Besuch öfters stattfinden muss. Damit fehlten zwei wichtige Arbeitskräft und die übrigen Senoritas wurden umverteilt, damit dies ausgeglichen werden kann. Mittlerweile gehe ich Sonntags auch immer in Villa Ecologica in den Gottesdienst. Die Gottesdienste sind hier wesentlich entspannter, lockerer und fröhlicher. Wenn der Padre eine halbe Stunde zu spät zum Gottesdienst kommt, weil andere Dinge ihn aufgehalten haben, dann fängt der Gottesdienst eben erst eine halbe Stunde später an. Aber auch die Gemeinde nimmt es nicht sonderlich genau mit der Uhrzeit. Es wird angefangen, wenn genug Leute da sind und wer später kommt, der setzt sich einfach noch dazu, egal ob das kurz vor Schluss ist oder noch am Anfang. Gerade die Musik ist hier um vieles fröhlicher als in Deutschland. Nahezu jedes Lied lädt zum Mitklatschen ein. Wer ein Instrument spielt, darf sich einfach zu den anderen Musikern setzen und mitspielen. Es macht auch nicht, wenn ein kleiner Junge mit seinen Klanghölzern einen völlig falschen Takt spielt, Hauptsache ist, dass er da ist und mitmacht. Einige Jugendliche singen zu den Instrumenten im Chor. Man darf sich das aber nicht so vorstellen wie in Deutschland, dass die übrige Gemeine dem Chor gespannt lauscht. Die Gemeinde singt genauso inbrünstig wie der Chor. Der Unterschied besteht darin, dass der Chor die Liedtexte besitzt, denn hier gibt es keine oder nur sehr wenige Gesangsbücher oder Liedzettel. Zu meiner großen Freude wurde ich am Sonntag eingeladen im Chor mitzusingen und auch, wenn es noch ein bisschen holbrig geht, weil mit die spanischen Wörter nicht so schnell und vorallem nicht so leicht über die Lippen gehen, macht es riesigen Spaß. Letzten Sonntag hatte ich dann ebenfalls das Glück nach der Messe mit P. Serafim und einer Gruppe Jugendliche auf "Mission" in Villa Ecologica zu gehen. Von der "Mission" habe ich nicht mehr so viel mitbekommen, da die Jugendlichen schon während dem Gottesdienst mit einer Bibel unter dem Arm, heiligen Bildchen und einer Menge an Eis losgezogen sind. Aber ich kam mit trotzdem ein bisschen merkwürdig vor durch die Straßen zu ziehen und das Wort Gottes zu verkünden, doch weder meine Begleiter noch denen die wir besuchten, kam es eigenartig vor. An dieser Stelle ist mir wieder aufgefallen, dass Religion hier noch eine ganz andere Rolle spielt. P. Serafim und ich hatten zudem zuerst einige Probleme unsere Jugendlichen wiederzufinden, da Villa Ecologica sehr unübersichtlich sein kann, wenn man sich nicht (gut) auskennt. Gerade am Rande wird die Armut vieler Familien sichtbar. Nach getaner Arbeit haben wir, als Gruppe noch Zeit miteinander verbracht. Natürlich wurde Fussball gespielt, aber auch gemeinsam gegessen und getrunken, außerdem wurde besprochen, wann die nächste "Mission" ist und ich habe eine ganze Reihe neuer, netter Leute kennen gelernt. Gestern und heute habe ich wieder ganz normal in dem Kindergarten gearbeitet. Auch wenn diese Woche kein regulärer Ablauf ist, da der Frühlingsanfang ausgiebig mit Aktionen bedacht wird. Aus diesem Anlass wurde heute im Kindergarten ein Fest gefeiert zudem sich alle Erzieherinnen verkleiden sollten. Aus Mange an Optionen , bin ich als Rotkäppchen gegangen, da es dazu nur einen roten Schal benötigte. Der Kindergarten war sehr liebevoll geschmückt und einige der Mädchen hatten sich so herausgeputzt, dass sie fast wie kleine Bräute aussahen. Natürlich wurde auch getanzt, diesmal jedoch nicht auf traditionelle Art, sondern jeder konnte seinen Körper der Musik folgen lassen, wie er gerade Lust hatte. Ich hoffe es geht euch gut. Liebe Grüße aus Arequipa Anna
Liebe Freunde, vielen Dank für Eure Unterstützung. Ich freue mich jedes Mal sehr wenn ihr mir eine Nachricht da lasst. Am Samstag ist es nun schon ein Monat geworden seit ich von Zuhause aufgebrochen bin. Ein bisschen frage ich mich wo die ganze Zeit geblieben ist. Mittlerweile hat sich eine Art "Alltag" eingeschlichen. Ich bin nach wie vor sehr gerne im Kindergarten und verstehe mich mit meinen kleinen Freunden sehr gut. Sie haben es sich zur Angewohnheit gemacht mir Sticker auf die Wange zu kleben, da ich dann viel "schöner" bin. Auch verschenken sie liebend gerne einen Bissen ihres Essens an andere Kinder oder mich. Was nicht unbedingt immer so gut schmeckt, aber es ist für mich eine große Ehre drei Kornfleks oder ein Stück peruanische Wurst abzubekommen. Es erschreckt mich immer noch ein wenig mit welcher Bestimmtheit, die kleinen Kinder bereits an den "Schreibtisch" gezwungen werden. Ich kann die Kinder gut verstehen, wenn sie jede Minute, in der die Professora (Erzieherin) nicht da ist, nutzen, um rumzutoben. Anderseits weiß ich auch das jede Bildung, gerade hier, für den weiteren Lebensverlauf entscheidend ist. Jeden Montag morgen findet eine Art Morgenappell im Kindergarten statt. Alle Kinder stehen ordentlich in Reih und Glied hintereinander. Diese Veranstaltung weist fast militärische Züge auf. Zwar wird durchaus gebetet und die Nationalhymne von Peru und Arequipa gesungen, aber eben auch mit der peruanischen Fahne marschiert (auch wenn dass nicht immer so ganz klappt, da gerade die ganz Kleinen das System des "Marschierens" noch nicht so ganz verstanden haben). Die letzte Woche stand ganz im Zeichen vom Straßenverkehr. Die Kinder haben neben verschiedenen Transportmitteln zu Lande auch die in der Luft und zu Wasser kennen gelernt. Sonia hat versucht die verschiedenen Fahrzeuge aufzumalen, was sich jedoch als ein wenig schwierig gestaltet hat, da es keine großen Tafeln gibt. Also haben wir stattdessen zusammengeklebte Blätter benutzt. Außerdem wurden einige Verkehrszeichen und Regeln im Straßenverkehr durchgesprochen und von den Kindern in verschiedenen Situationen nachgespielt. (Ein Motorrad darzustellen war dabei das größte Vergnügen.) Sehr anschaulich wurde auch von einer Professora, anhand von zwei kleinen Puppen, die die Straße überqueren wollen, erklärt, welche Risiken und Gefahren drohen, wenn man im Straßenverkehr unachtsam ist. Es benötigt einiges an schauspielerischem Talent um den Ernst dieser Situation deutlich rüber zu bringen, aber es ist hervorragend gelungen. Alle Kinder saßen gespannt da und haben interessiert zugehört. Am Freitag konnten zum Abschluss dieser Woche alle Kinder ein Spielzeug- oder ein selbstgebasteltes Auto mitbringen und auf dem Sportplatz wurde der Straßenverkehr nachgestellt. Überall wuselten die bunten Autos herum und an fast jedem Auto hingen noch einmal mehrere Kinder dran um den Fahrer anzuschieben. Sie hatten sehr viel Spaß dabei. Einige Kinder hatten sich sogar als Polizisten verkleidet um Ordnung in den Haufen der Autofahrer zu bringen. Zumeist erinnerte die Situation jedoch eher an einen Autoskooter. Die Kinder, die kein Auto mitgebracht hatten, bildeten die Fußgänger. In der vergangenen Woche habe ich auch einiges über den sozialen Hintergrund vieler Menschen in Peru gelernt (und besonders der Armen). Viele Mädchen bekommen schon mit 14 das erste Kind. Diese Information fand ich ziemlich schockierend. Auch scheint es recht häufig der Fall zu sein, dass eine Frau von ihrem Mann nach zwei bis drei Kindern verlassen wird. Sie steht dann alleine da und muss schauen wie sie sich und ihre Kinder über Wasser hält. Viele Kinder zu haben ist hier noch eine ganz andere Normalität. Zwischen vier und sieben Kinder pro Familie ist keine Seltenheit. Wenn ich von den teilweise doch sehr schlimmen und einsamen Schicksalen einzelner Personen und Familien höre, ist es um so besser, dass sich die Padres für die Menschen Zeiten nehmen. Sie haben ihre Verpflichtungen und Termine und eilen oft von einem Ort zum Nächsten. Aber wenn es am Nachmittag an der Haustür klingelt, nehmen sie sich alle Zeit um zuzuhören und zu verstehen was den Besucher bewegt. Oft haben die Menschen niemanden anders haben mit dem sie sprechen können: mit den Eltern können sie nicht reden, mit ihren Partnern auch nicht (wenn sie denn noch zusammen sind) und mit den Kindern natürlich auch nicht. Wer unter Freunden nicht fröhlich ist tanzt aus der Reihe und Psychologische Aussprache (wie in Deutschland) kann sich hier fast niemand leisten. Ich hoffe es geht euch gut. Liebe Grüße aus dem fernen Arequipa Anna
Verehrte Leser! Mein Name ist Anna, Annie, Anni oder bei meiner Oma zeitweise Annl. Ich habe mich entschlossen ein Jahr als Missionarin auf Zeit in Peru/ Arequipa zu verbringen.