Die vacationes utiles gedeien und wachsen scheinbar täglich. Mittlerweile sind es über 50 Kinder die in die Kirche von Villa Ecologica kommen. Neben meinem Englischkurs unterrichte ich mittlerweile auch Tänze, was sich zu einer ziemlich heiteren Angelegenheit entwickelt hat, da die Kinder vorallem wild durcheinander hüpfen. Sie scheinen die Musik zu fühlen und dann ihren Gefühlen durch die Bewegungen ihren Körper Ausdruck zu verleihen.
Vor zwei Wochen wurde ein Teil unserer Pfarrei "abgegeben". Der Teil umfasst die Kirchen Christo Rey und Guadalupe. Diese beiden bilden jetzt eine eigentständige Pfarrei. Die Bildung einer neuen Pfarrei aus den beiden Kirchen wurde nötig, weil unsere Pfarrei an ihren Randgebieten nach wie vor wächst und deshalb sehr groß geworden ist. Der Abschiedsgottesdient und die anschließende Feier waren vorallem vom Abschiedsschmerz geprägt. Insbesondere P. Jose hat sehr viel Zeit in Christo Rey und Guadalupe verbracht und viele Gemeindemitglieder hatten sich sehr an seine Präsenz in den Gemeinden gewöhnt.
Seit nun mehr drei Wochen verbinge ich auch regelmäßig Zeit in Villa Asuncion. Der Chor wird mehr oder weniger von einem Geschwisterpaar geleitet. Beide sind sehr engagiert und bemühen sich ihre jugendlichen Chormitglieder zusammenzuhalten, damit alle regelmäßig kommen, damit sich eine Gemeinschaft formen kann. Nach beinahe einem halben Jahr hier hatte ich nicht erwartet, dass sich erneut eine völlig neue Gemeinschaft für mich auf tun würde und vor allem hatte ich nicht erwartet, dass es mir noch mal so viel Spaß machen würde, mit all den neuen Gesichtern in Kontakt zu treten und wieder scheinbar ganz von vorne anzufangen. Jede neue Begegnung scheint auf ihre Weise ihren Zauber zu beinhalten. Als ich von Deutschland nach Peru aufgebrochen bin, hatte ich angenommen, dass ich mir über all die Gründe warum ich dieses Jahr machen wollte im klaren gewesen wäre. Mittlerweile denke ich, dass mir eine vielzahl der Gründe erst dadurch klar werden, dass ich hier immer wieder danach gefragt werde. Es mag pathetisch klingen, aber mir scheint es im Moment als käme ich mit jedem Gespräch, das ich führe mir selbst und den Menschen um mich herum ein Stückchen näher.
Mit den Jugendlichen aus Villa Asuncion verbringe ich jeden Samstag zwischen zwei und drei Stunden und sie haben einen solchen Hunger nach Gemeinschaft und nach Geborgenheit. Als dann letzten Samstag P. Jose das Lob verlauten ließ, dass sich der Chor schon imens verbessert hätte, ist ihre Brust vor Stolz angeschwollen und weil sie es gar nicht glauben konnten haben sie es nach dem Gottesdienst immer wieder und wiederholt.
Auch der psychologische Kurs mit den Frauen aus Canteras schreitet voran. Jeden Donnerstag und jeden Montag treffen wir uns mit ihnen in einem kleinen Raum und sprechen über Dinge wie häusliche Gewalt und Geduld. Überrascht hat mich dabei, dass das primäre Problem nicht die Verschlossenheit der Frauen war, sondern die Betreuung der Kinder sie zu dem Kurs mitbringen. Umso besser ist es das Elisabeth (die psychologische Leiterin der Kurses aus Lima) und ich zu zweit sind. Die eine kann sich um die Kleinkinder kümmern, während die andere mit den Frauen spricht. Die bedeutsamen Gespräche finden meist aber eh nach den Stunden statt, wenn wir auf dem Rückweg zu ihren Häusern eine der Frauen begleiten.
Auch in Villa Ecologica findet Momentan ein Projekt mit den Jugendlichen statt. Dreimal die Woche kommt ein Lehrer von einer Privatschule aus dem Zentrum und tanzt mit den Jugendlichen Hip-Hop oder gibt Theaterunterricht. Ich bin ganz begeistert davon. Es ist etwas was Zusammenhalt verspricht und auch entstehen lässt.
Ich hoffe das es Euch in Deutschland so gut geht, wie mir in Peru.
Herzliche Grüße Anna