Liebe Freunde, natürlich sende ich auch diesmal wieder meine besten Wünsche nach Deutschland. Am letzten Wochenende war ich ebenfalls mit einer Deutschen, die auch in Arequipa einen Freiwilligen Dienst leistet, im Colca-Tal und Colca-Canyon. Es war das erste Mal, dass ich mir hier richtig als Touristin vorgekommen bin. Am Samstag morgen ging es schon gegen halb sieben von Zuhause los ins Zentrum um dort in den Reisebus einzusteigen. Nach einigen weiteren Stops um weitere Mitreisene einzusammeln, konnten wir uns gegen neun Uhr von Arequipa in Richtung unseres Reiseziels bewegen. Auf der Fahrtstrecke wurden immer wieder verschiedene Pausen eingelegt um Coca-Tee zu trinken. Mit dem Coca-Tee lässt sich die stetig ansteigende Höhe auf dem Weg zum Colca-Tal wesentlich besser verkraften und ist sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit. Außerdem hatten wir die Gelegenheit Vecunias, Alpacas und Lamas aus nächster Nähe auf einer der vielen Pausen zu bestaunen. Unserer Touristenführer versucht die Unterschiede zwischen Alpacas und Lamas zuerklären, scheiterte aber scheinbar daran, dass er es selbst nicht so ganz wusste oder zumindest nicht eindeutig trennen konnte. Um soweiter sich unser Bus in die Höhe schob, umso mehr wurde ich unheimlich müde. Zunächst nahm ich an, dass es vielleicht an einem leichten Schlafdefizit gelegen haben mochte, bis mich meine nette Nachbarin aufklärte, dass man in hohen Höhenlagen sehr schnell schläfrig wird, weil der Sauerstoff in der Luft fehlt. Den höchsten Punkt unserer Reise erreichten wir bei 4910 m über dem Meeresspiegel. Danach ging es wieder bergab in endlosen Serpentinen, die sich an den Bergen entlangschlängelten und uns den Weg nach Chivay ( nur noch 3650 m) wiesen. Nach einem entspannenden Mittagessen war noch eine kleine Wanderung und ein Besuch in den Thermen angesagt. Das Wasser in den Termen war zwar ein bisschen dreckig und vor allem ein Friedhof für Fliegen, aber es war herrlich warm und man hatte von den Schwimmbecken, die direkt am Rande einer Schlucht gelegen waren, einen hinreissenden Ausblick auf den Fluss in der Schlucht. Danach hieß es im Hostel schnell schauen, dass die Haare wieder trocken werden, denn keine Stunde später ging es schon wieder weiter zum Abendessen. Ich habe an diesem Abend zum ersten Mal Alpaca probiert und war überrascht wie gut es geschmeckt hat, fast ein bisschen wie Rind. Neben dem Essen wurde uns noch eine Folklore-Tanz-Show präsentiert. Anfang war ich ein bisschen verstört, weil es einen Tanz gab in dem sich zuerst das Mädchen auf den Boden gelegt hat und ihr Partner mit einem Strick auf sie eingeschlagen hat und später hat er sich auf den Boden gelegt und sie hat auf ihn eingeschlagen. Ich kenn ja durchaus die Gewalt, die es in vielen Familien hier gibt und fand die ganze Geschichte mehr als merkwürdig, dass man so etwas auch noch Touristen zeigen wollte. Als aber der Junge dem Mädchen auch noch seinen Schuh aufs Gesicht gelegt hat, war ich vollkommen verwirrt. Erst als am nächsten Tag unsere Führung erklärt hat, woher dieser Tanz kam, habe ich es verstanden. In der Zeit der Kolonialstaaten wurden auch in Südamerika viele Sklaven aus Afrika eingeführt. Diese brachten Malaria mit sich. Auch ins Colca-Tal. Da die Bewohner nicht wussten, woher die plötzliche Krankheit kam, dachten sie, dass sie von einem giftigem oder schon verdorbenem Lebensmittel stammen musste. Um die Familienmitglieder wieder auf die Beine und wach zu bekommen, haben sie sie es eben mit Schlägen versucht und als alles nichts mehr geholfen hat, hat der Junge seiner Begleiterin eben seinen stinkenden Schuh vor die Nase gesetzt, damit sie aufwacht. Nach diesem ereignissreichen Tag folgte eine kurze Nacht und es ging am nächsten Morgen schon um sechs Uhr früh weiter. Auf dem Weg in den Colca-Canyon haben wir verschiedene Kirchen aus der Kolonialzeit besucht und natürlich auch Aussichtspunkte, um einen guten Blick in das Tal zu erhaschen. Kurz nach acht sind wir dann mit perfektem Timing am Cruz de Condor angekommen und habe genau mitbekommen wie sieben Condore ihre Kreise in der Luft zogen bis sie, dann doch endgültig hinter den Hügeln verschwanden. Wir waren im Vorfeld darauf gefasst gewesen, dass wir vielleicht gar keinen Condor sehen würden, da die beste Zeit um die Tiere zu beobachten im Juni, Juli und August ist. Aber das Schicksal war uns gewogen und wir konnten die Tiere in ihrer ganzen Pracht bewundern. Danach folgten nur noch einige Aussichtspunkte bis wir uns wieder auf den Rückweg nach Arequipa machten. Herzliche Grüße Anna
zuerst einmal entschuldige mich dafür, dass mein neuer Blogeintrag diese Woche ein bisschen auf sich warten ließ. Das lag vor allem daran, dass die Internetverbindung sehr launisch war und je nach dem ob ich Glück oder Pech hatte konnte ich mal zehn Minuten Internet ergattern oder eben auch nicht. Ich möchte mich auch noch ganz herzlich bedanken für die vielen Glückwünsche, die am letzten Dienstag zu meinem Geburtstag hier eingetroffen sind. Das hat mich wirklich sehr gefreut, dass so viele an mich gedacht haben. Wie mir an Dienstag glaubhaft versichert wurde, feiert man den Geburtstag hier so, dass es die Torte in das Gesicht des Geburtstagskindes gibt und dazu noch Eier und Mehl auf den Kopf und die Haare. Das Mehl ist mir glücklicherweise erspart geblieben, aber der sowohl Torte als auch Eier haben ihren Weg in mein Gesicht und Haare gefunden. In der vergangen Woche konnte ich desweiteren zum ersten Mal zusammen mit Fredy, der den Chor in Villa Ecologica führt, eine Chorprobe leiten. Das Ziel ist es an Weihnachten ein paar einfache Lieder im Gottesdient vorsingen zu können. Aber natürlich steht bei dieser Aktion der Spaß im Vordergrund. Da die Proben immer Samstags oder Sonntags stattfinden haben viele von den Jugendlichen ihre jüngeren Geschwister oder Neffen mitgebracht. Es ist erstaunlich wie viel Verantwortung Kinder und gerade Jugendliche hier schon tragen. Außerdem hatte ich das Glück zusammen mit Sonia und ihrer Familie, sowie Senora Anna (die Direktora aus der Cuna) und ihrer Mutter, heute Sonias Eltern besuchen zu dürfen. Schon am frühen Morgen wurde ich von Sonia von Zuhause aufgesammelt. Bevor wir uns jedoch zu dem Haus auf dem Weg machen konnten, haben wir noch alles mögliche eingekauft. Von Käse und Kartoffeln über Katzennahrung bis hin zu Maschendrahtzaun. Der Weg zum Haus ihrer Eltern dauerte etwas länger, was zum einen daran lag, dass der Verkehr wirklich schlecht war und zum anderen daran, dass es sehr, sehr weit am Rande von Arequipa gelegen ist am Fuße einer der großen Berge, die Arequipa umschließen. Bevor wir jedoch an unsere Zielort angekommen sind, musste noch ein kleiner, grüner Streifen, der von dem Fluss erzeugt wird, überquert werden. Es gab Passagen die von Wasser überflutet waren und auch der Weg war ein "bisschen" uneben. Unser kleines Auto hat es zwar heftig hin und her geworfen, aber es hat uns zuverlässig über jegliches Hindernis getragen und so kam es, dass wir letztendlich doch sicher angekommen sind. Der Empfang ist sehr herzlich ausgefallen mit vielen Umarmungen und Bekundungen wie sehr sich doch alle freuen sich kennen zu lernen. Vielleicht sollte ich mich mittlerweile an die so typische peruanische Herzlichkeit und vorallem Gastfreundschaft gewöhnt haben. Habe ich aber nicht. Es überrascht mich immer wieder wenn mir wildfremde Menschen entgegentreten und mich behandeln wie ein Familienmitglied, dass sie zwar schon lange nicht mehr gesehen haben, dass aber unverkennbar in ihre Reihen gehört. Nachdem ich auch ausführlich den Hunden, Hühnern und Katzen vorgestellt wurde, begannen die großen Vorbereitungen für das Essen. Dieses sollte heute jedoch nicht auf dem Gasherd, wie üblich, zubereitet werden, sondern auf traditionelle Weise. Sonias Eltern hatten dafür schon eine kleine Grube ausgehoben und Steine wie zu einer Art Haus darüber aufgeschichtet. Zuerst wurde mithilfe von Feuer, dass an wurzel ähnlichen Ästen entzündet wurde, innerhalb der kleinen Grube unter den Steinen große Hitze erzeugt. Während dieser Prozess im Gange war, bereiteten wir in der Küche das Hühnchen, die Kartoffeln und etwas das Bohnen ähnlich war vor, sowie auch noch einen Salat. Als die Steine selbst bereits schwarz, wurde es als heiß genug empfunden und das gesamte brennende Holz aus der Kuhle entfehrnt, sowie die Asche. Danach kamen sowohl die Kartoffeln als auch das bohnenähnliche Gemüse in die Kuhle. Dazwischen wurden auch immer wieder einige Steine von dem zuvor errichteten Haus gelegt. Zum Schluss wurde das Hühnchen in einer Plastiktüte obendrauf gelegt und nochmals mit Glühendheißen Steinen bedeckt. Darauf wurde ein großes Stück Papier ausgebreitet und mit Erde bedeckt. Wie das gesamte gebilde fertig war hätte ich fast nicht mehr erkannt, dass an dieser Stelle etwas im Boden vor sich hinkocht. So nahtlos fügte sich alles in den sonstigen Boden ein. Nach einiger Zeit wurde dann wieder alles geöffnet und tatsächlich waren alles Nahrungsmittel essbar und haben sogar sehr, sehr gut geschmeckt. Nach dem Essen und der obligatorischen Befragung über Deutschland konnte ich mit Sonias Tochter noch auf einen der Hügel vor der Haustür steigen und einen herrlichen Blick auf ganz Arequipa erhaschen. Ich sende die herzlichsten Grüße nach Deutschland Anna
Was hat das kleine Mädchen denn da kurzer Hand am Kreuz des Grabes aufgehängt??
Familie um das Grab herum mit viel Essenswahren.
Auch diese Woche sende ich die herzlichsten Grüße von Arequipa nach Deutschland und bedanke mich ganz herzlich für jegliche Reaktion und Unterstützung. Am vergangenen Samstag war ja Allerheiligen und am Sonntag Allerseelen. Wie auch in Deutschland werden hier an Allerseelen (und teilweise auch an Allerheiligen) die Gräber verstorbener Familienmitglieder besucht. Ich hatte da große Glück, dass mich am vergangenen Samstag eine Arbeitskollegin - Paulina - mit genommen hat auf einen Friedhofsbesuch. Alleine wäre ich dort nämlich nie hingekommen. Noch vor dem eigentlichen Friedhof begrüßten uns bereits farbenprägt Kränze, sowie anderer Krimskrams (Hüte, Essen, Spielzeug, Feldblumen....). Nachdem wir den Friedhof betreten hatten schalte uns zuerst in einer recht beachtlichen Lautstärke die Musik einer Blaskapelle entgegen, als zweites waren deutlich die Rufe kleiner Jungen und ihrer Mütter zu vernehmen die Wasser für die Gräber verkaufen wollten. Nach diesem ersten doch etwas erschlagenden Eindruck kamen zuerst zur rechten und zur linken größe "Wände" in Sicht die einzelne "Fächer" für verbrannte Verstorbene beinhaltete. Als ich mit Paulina so durch diese Reihen ging wurde ich von einem Mann angesprochen, der uns das Grab seines verstorbenen Vaters zeigte und mir alle Heiligen Figuren erklärte, die er in das Grab unterbringen konnte. Sein Vater war erst vor kurzem verstorben und man merkte ihm an wie sehr dieser Verlust ihm das Herz schwer werden ließ. Danach haben Paulina und ich uns den Gräbern in der Erde zugewandt. Hier saßen die Verwandten vom Großvater über den Onkel bis hin zum Enkelkind alle um das Grab herum. Viele haben Getränke mit gebracht und vorallem viel Brot und Esswahren. Bei einigen dieser Familien konnte man im Tausch für zehn Gebet für die verstorbene Person ein Stück Brot erwerben. Oft bringen die Angehörigen ihren Verstorbenen auch Musik mit, die sie zu Lebenszeiten mochten. So gab es einen Mann der mit einer Harfe und Gesang dazu vor einem Grab stand und mit vollster Inbrunst Lieder schmetterte. Die Gräber an sich sind sehr bunt und haben anstatt eines einfachen Grabsteines oft eine Art kleines Häuschen, in dem Heiligen Figuren oder ähnliches befindet. Damit die Gräber auch so bunt bleiben werden sie mit Farbe angemalt. Wir haben einige Familien gesehen, die an diesem Samstag die Gräber neu bemalt haben. So wie mir erzählt wurde, gehen die Menschen hier davon aus, dass ihre Verstorbenen zurück kommen um die Ruhestätte ihrer sterblichen Überreste zu besuchen. Dafür machen die Hinterbliebenen das Grab so schön wie möglich, damit die Toten merken, dass man an sie denkt und sie nicht vergessen hat. Viele Familien hängen dafür auch viele Kränze an die Gräber und Blumen. Paulina hat mir hinterher erklärt, dass dieser Friedhof, ein Friedhof der Armen gewesen ist, auf dem der Reicheren soll es wohl wesentlich ruhiger zu gehen. Liebe Grüße Anna P.S.: Seit neustem schreibe ich auch Beiträge für den Blog "weitblick" der Diozese Eichstätt. Wer dort vorbei schauen will kann das tun unter:
Verehrte Leser! Mein Name ist Anna, Annie, Anni oder bei meiner Oma zeitweise Annl. Ich habe mich entschlossen ein Jahr als Missionarin auf Zeit in Peru/ Arequipa zu verbringen.